Narzisstischer Missbrauch – Entwicklungstrauma

Es wird viel geschrieben über narzisstische Eltern und narzisstische Partner. Allerdings können auch Eltern, die auf den ersten Blick liebevoll wirken, narzisstischen Missbrauch ausüben. Selbst als Erwachsener denkt man, eine unbeschwerte Kindheit gehabt zu haben, da dieser Missbrauch so unterschwellig gelebt wird und meistens keiner der beteiligten Personen bewusst ist. Als Erwachsener wundert man sich, warum die Schuldgefühle so groß und das Selbstbewusstsein so schwach ausgeprägt ist.

Selbstschutzverhalten

Freud nannte es Abwehrmechanismen. Ich finde, der Begriff Selbstschutzverhalten trifft es viel besser. Wir haben uns Verhaltensweisen angeeignet, die uns damals halfen zu überleben. Das klingt vielleicht etwas krass, die wenigsten denken bei ihrer Kindheit ans Überleben, wenn es keine bedrohliche Krankheit, keinen schweren Unfall oder keine andere Katastrophe gab. Die ersten drei bis sechs Jahre prägen uns am meisten. In der Zeit ist jeder Kontaktverlust zu den Eltern lebensbedrohlich. Ohne unsere Eltern oder andere Erwachsene, die die Versorgung des Kindes übernehmen, würde so ein junges Kind verdursten, verhungern oder erfrieren. So eignen wir uns Verhaltensweisen an, die uns den Kontakt zu den Eltern oder mindestens einem Elternteil sichern. Dafür geben wir einen Teil unserer Würde, unseres Seins, unserer Persönlichkeit auf, um das eigene Überleben zu sichern.

Energiesparmodus

Unser Gehirn verbraucht ungefähr 25% unserer Energie. Daher versucht es so viel Energie wie möglich zu sparen und versucht möglichst viele Aufgaben zu automatisieren. So brauchen wir zum Beispiel nicht mehr über das Gehen nachdenken. Wir wissen automatisch in welcher Reihenfolge welche Muskeln angespannt und entspannt werden müssen. Einfach ausgedrückt legt unser Gehirn entsprechend breite neuronale Verknüpfungen an, vielleicht vergleichbar mit einer Autobahn statt eines energieaufwändigen holprigen Feldweges. So suchen wir uns meist unbewusst immer wieder äußere Umstände, in denen wir unsere früh gelernten Verhaltensweisen anwenden und damit die Autobahnen verwenden können.
Daher ist es auch so schwierig und aufwändig, Neues auszuprobieren. Vor allem braucht es viele Wiederholungen, um diese zu etablieren, so dass diese neue Vorgehensweise automatisiert wird.

Das Kind dient der eigenen Identifikation

Wer kennt noch die Mutter, die sich aufopfert für ihr Kind bzw. ihre Kinder. Die Frau, die sich über das Muttersein identifiziert und damit letztendlich über ihre Kinder. Aussprüche wie:“ Verhalte dich anständig, es fällt alles auf mich zurück!“ verdeutlichen diese Situation. Das Kind wird als Vorzeigeobjekt missbraucht. Im Idealfall zeigen beide Elternteile ihre Werte, wofür sie stehen, was ihnen wichtig ist und geben dem Kind den Halt, den sicheren Rahmen, die Zeit und den Raum, die eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Meistens ist es aber so, dass die Eltern dem Kind vorgeben, wie es zu sein hat. Dabei soll es oft Fähigkeiten und Verhaltensweisen zeigen, zu denen die Eltern aus inneren oder äußeren Gründen nicht in der Lage sind.

Verkehrte Rollen

Einige Elternteile sind so traumatisiert von der eigenen Kindheit, dass das verletzte innere Kind häufig an der Oberfläche ist. Dann muss das reale Kind brav sein oder die/der Starke sein und das Elternteil trösten und pflegen. Es kommt zur sogenannten Parentifizierung. Nicht selten werden sogar Allianzen gebildet zwischen einem Elternteil und dem Kind gegen das andere Elternteil. So wird das Kind missbraucht, um die Macht des einen Elternteils zu stärken. Falls ein Elternteil die Familie verlässt, kann es auch vorkommen, dass das Kind als Partnerersatz dient. Dies veranlasst oft gar nicht der Elternteil, sondern das Kind selber versucht aus Liebe Mutter oder Vater zu trösten und übernimmt Aufgaben des fehlenden Elternteils.

Ablehnung gegen die Eltern

Es ist meistens nicht einfach, sich aus diesem Missbrauchsverhältnis zu lösen. Es gibt einen Anteil des inzwischen erwachsengewordenen Kindes, dass seine Eltern liebt und loyal zu ihnen ist. Es hat gelernt, gebraucht zu werden. Ein wichtiger Schritt ist, zu unterscheiden zwischen den Menschen und ihren Verhaltensweisen. Ich kann meine Mutter als Mensch lieben, gleichzeitig ihre Verhaltensweisen hassen und wütend darauf sein.
Ich unterstütze dich gerne bei deinem Lösungs- und Umwandlungsprozess. Hast du Fragen, so kannst du mich gern anrufen oder mir schreiben.

Weitere Informationen finden sie unter https://starkekids.com/kinder-narzisstischer-eltern/