Mein Recht auf Bedürfnisse

Geht es Ihnen auch so:

  • Sie haben Schwierigkeiten, die eigenen Bedürfnisse zu spüren, nehmen aber die Bedürfnisse anderer wahr.
  • Sie können schlecht starke Gefühle aushalten.
  • Sie fühlen sich oft energielos, depressiv oder resigniert.
  • Sie suchen verschmelzenden Kontakt.
  • Sie glauben nicht daran, das Richtige zu bekommen, auch wenn Sie danach fragen.
  • Sie haben den Eindruck, dass Ihr Gegenüber Ihre Bedürfnisse nicht gerne erfüllt.
  • Sie haben aggressive und misstrauische Tendenzen.
  • Sie denken, dass Sie immer das Falsche bekommen.
  • Sie haben das Gefühl, immer vergessen zu werden und leer ausgehen.

Das erste Lebensjahr

Falls Sie in der oberen Auflistung Ihnen vertraute Eigenschaften und Gefühle gefunden haben, liegt es wahrscheinlich daran, dass Sie im ersten Lebensjahr nicht optimal versorgt oder überversorgt wurden. Ihre Eltern haben mit Sicherheit ihr Bestes gegeben, dennoch war es nicht unbedingt immer das Beste für Sie. Wie gut, dass es nie zu spät ist für eine glückliche Kindheit und Sie noch alles nachlernen können, was damals nicht möglich war.

Ein sicheres Bindungsverhalten stellt sich dann her, wenn die Eltern die Bedürfnisse ihres Kindes richtig deuten können und das Kind die Erfahrung macht, dass seine emotionalen Signale auch bei denen ankommen, an die sie gerichtet sind, und angemessen zurückgespiegelt werden.

Theorien

Seit den 60er Jahren wurden vier Forschungsansätze entwickelt, die den Einfluss der Umwelt auf das Kind untersuchten. Angefangen hat es mit der aus den USA kommenden psychologischen Lern- oder kognitiven Theorie und der Psychoanalyse. Dann folgte die vom britischen Kinderpsychiater John Bowlby und von der kanadischen Psychologin Margaret Ainsworth entwickelte Bindungstheorie. Hinzu kommen immer mehr Erkenntnisse aus der modernen Hirnforschung, die wiederum die Ansätze von der Lerntheorie, Psychoanalyse und Bindungstheorie sowie deren Forschungsergebnisse zu bestätigen scheinen. Ein weiterer neuerer Ansatz ist die Verbindung der psychischen und motorischen Entwicklung des Kindes. Anhand von der Reaktionsfähigkeit bestimmter Muskeln, kann man erkennen, in welchen Entwicklungsphasen ein Mensch sich nicht optimal entwickeln konnte.

Das gute ist, wir sind lebenslang in der Lage zu lernen und entsprechend unser Verhalten zu modifizieren, woraus sich eine sehr optimistische Sichtweise auf die Entwicklungsmöglichkeiten eines Kindes und erwachsenen Menschen ergibt.

Ursachen

Als neugeborener Mensch besteht das Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit. Zur Erfüllung gehören Nahrung, Wärme und intensiver Kontakt zu anderen Menschen, vorzugsweise der Mutter und dem Vater. Nun kann es äußere Umstände geben, die die Eltern davon abhalten, diese Bedürfnisse zu stillen. Hierzu gehören Krankenhausaufenthalt des Kindes, kranke Geschwister, pflegebedürftige Familienmitglieder und zu wenig Nahrung. Es können aber auch rigide Erziehungsmethoden – schreien stärkt die Lungen – oder psychische Labilität von Mutter oder Vater eine Ursache sein, die zu chaotischen Zuständen ohne jeglichen Rhythmus und Vernachlässigung führen. Dann gibt es noch die übervorsorglichen Eltern, die das Kind mit Bedürfnisbefriedigung überschütten ohne abzuwarten, bis das Kind ein Bedürfnis selber spüren und ausdrücken kann. Narzisstische Eltern haben auch die Tendenz das Kind mit ihren eigenen Bedürfnissen zu überfallen und einzuvernehmen.
Manche Eltern wenden sich auch vom Kind ab, bevor das Bedürfnis ganz befriedet wurde, weil sie keine Zeit haben und anderweitig beschäftigt sind. Es kann auch sein, dass sie zwar das Bedürfnis ihres Kindes wahrnehmen, zum Beispiel nach Nähe und Kontakt, aber aus Zeitmangel nur ein Kuscheltier oder die Flasche geben. Oft werden Kinder auch mit falschen, unerfüllten Versprechungen hingehalten. Es kommt sogar vor, dass Kinder beschämt werden wegen ihrer Bedürfnisse.

Rhythmus und Regulieren

In den ersten 6 Monaten findet das Baby seinen natürlichen Rhythmus und fängt an zu lernen, sich selber zu regulieren. Säuglinge können uns mit ihrem Verhalten sehr fein abgestimmt mitteilen, ob sie gerade offen für einen Dialog sind oder sich kurz mit sich selbst beschäftigen wollen, weil sie sich überfordert fühlen und eine Pause benötigen. Manchmal sind die Botschaften sehr eindringlich wie Lächeln oder Schreien, manchmal eher unauffällig wie das Spreizen eines Fingers oder ein Wegdrehen des Kopfes. Es kann aber mit ein paar Monaten seine Arme und Beine einsetzen und Vater oder Mutter wegschieben und so lernt es „Nein“ zu sagen.
Dieser Rhythmus und diese Regulierung sind von fundamentaler Bedeutung für unser Leben. Wir wissen aus uns selbst heraus, wann es für uns Zeit ist zu ruhen und wann es Zeit ist, aktiv zu sein. Wir halten damit unseren Organismus im Gleichgewicht und sind so weitestgehend vor Störungen wie Burn-out oder Schlafproblemen geschützt.

Bindung und Austausch

Die Bindung und der Austausch mit unseren nächsten Bezugspersonen, meist Mutter und Vater, stehen in dieser Zeit im Vordergrund. Ein zentrales Thema ist das Wahrnehmen, der Ausdruck und das Befriedigen von Bedürfnissen jeder Art: Nahrung und Genährt werden stehen hier an erster Stelle, ob durch Nahrungsaufnahme als auch in Form einer nährenden emotionalen Bindung und nicht zuletzt einem innigen körperlichen Kontakt durch Berührung, Streicheln, Umarmen und vieles mehr.

Frustrationstoleranz

Später nehmen wir deutlich und ohne falsche Scham- oder Schuldgefühle unsere Bedürfnisse wahr und haben gelernt, dass diese nicht immer sofort befriedigt werden können und müssen. Wir entwickeln die Fähigkeit, diese Bedürfnisse aufzuschieben ohne sie aus den Augen zu verlieren und achten darauf, dass sie innerhalb eines akzeptablen Zeitraums berücksichtigt werden.
Wir haben eine gute Frustrationstoleranz entwickelt und gleichzeitig die Fähigkeit uns, wenn nötig und möglich mit unseren Bedürfnissen flexibel an andere Personen zu wenden. Dies gibt uns ein tiefes Gefühl der Selbstsicherheit und auch des Selbstwertes.

„Ich bin es mir selbst und anderen Wert, dass meine Bedürfnisse gesehen und erfüllt werden.“

Beziehung zu anderen Menschen

Wir haben ein Gespür und Empathie für die Bedürfnisse anderer Menschen um uns herum entwickelt und bemühen uns ein ausgeglichenes Verhältnis von Geben und Nehmen im Austausch zu finden.

Durch die wundervolle Erfahrung einer sicheren und nährenden Bindung können wir uns gerne auf eine nahe Beziehung zu anderen einlassen und erfahren diese dann auch als zutiefst nährend und befriedigend. Diese Beziehungen vermitteln uns ein Gefühl von Sicherheit und Zugehörigkeit und stellen so eine sichere Basis für das aufregende und herausfordernde Leben dar.

Nachlernen

Gerne unterstütze ich Sie beim Nachlernen, damit Sie einen Zugang zu Ihren Bedürfnissen finden und ein ausgewogenes Verhältnis vom Geben und Nehmen lernen. Durch die Arbeit mit bestimmten Muskeln, kann man über den Körper diese Fähigkeiten in jedem Altern lernen.

Falls Sie Fragen haben, nehmen Sie bitte Kontakt mit mir auf, telefonisch oder per Mail, wie es Ihnen lieber ist.